Gabis Tod

 

Gabis Tod (Autor: Sandra)

Es ist ein wunderschöner Sommertag. Lasse, Stefan und Bernhard haben Ferien und treffen sich in der alten Fabrikhalle, wo sie ihr Geheimversteck haben. Lasse und Bernhard, die in einem Schützenverein sind haben ihre Luftgewehre dabei, mit dem sie versuchen auf einen Apfel, der auf einer Kiste liegt zu schießen. „Sag mal, Stefan, wann bekommst du eigentlich dein eigenes Gewehr?“ fragt Lasse. „Ja, Luftgewehr ist ja nix“, meint der nur cool „schaut euch mal die an!“ prahlt er und zieht eine Revolver aus seiner Jacke. „Boah, wo haste die denn her?“ fragt Bernhard. „Gehört die dir?“ fragt Lasse im gleichen Augenblick. „Ja, die gehört meinem Vater!“ prahlt er weiter und schießt damit auf den Apfel, der noch immer unberührt auf der Kiste liegt. Der Apfel zerplatzt in tausend Teile, doch die Kugel flog noch weiter auf ein altes Fass, aus dem sogleich ein Gas strömt. Keiner bemerkt es. Um Lasse zu ärgern, rennen Stefan und Bernhard aus der Halle und verriegeln die schwere Eisentür. Lasse ist klar, dass die zwei ihn da bestimmt nicht so schnell rausholen werden, schließlich hat er das auch schon ein paar mal gemacht, deswegen sucht er nach einem anderen Ausstieg. Dann entdeckt er das Gas, das sich schon über den ganzen Boden verteilt hat. Als er sieht, wie darin eine Ratte kaputt geht, bekommt er Angst. Er entdeckt ein kleines Fenster in 3 Metern Höhe. Um es zu erreichen klettert er auf alte Paletten und versucht sich an einer Stange, die in der Wand verankert ist hinaufzuziehen. Doch die Stange hält dem Gewicht nicht Stand und bricht aus der Wand. Lasse prallt auf die Paletten und bleibt bewusstlos liegen – und das Gas strömt weiter!
Zur gleichen Zeit bei Biggi: Sie ist kurz vor Dienst noch schnell zum Reisebüro gefahren und hat eine Reise gebucht. Damit will sie Axel, ihren Freund, überraschen. Sie will gerade die Tür aufschließen, da hört sie von innen ein lautes Stöhnen. Durch ein Fenster sieht sie dann auch, dass das Stöhnen von Axel kommt, der sich gerade mit seiner Exfrau begnügt. Da entdeckt er Biggi auch. Biggi schüttelt nur den Kopf, nimmt ihren Helm und läuft zu ihrem Motorrad. Sie ist total fertig! Das hätte sie ihm nie zugetraut! Da kommt Axel auch schon halbnackt angerannt! „Biggi, ich kann dir das alles erklären...“ schreit er. „Ich weiß, deine Exfrau!“ Sie zieht ihren Helm auf! „Du solltest dir mal ein anderes Mundwasser zulegen!“, meint Biggi gespielt locker und braust dann los. Sie fährt sofort zur Basis. Heute ist sie mal ausnahmsweise die Erste. Noch immer total aufgelöst, legt sie sich nach draußen auf einen Liegestuhl und klatscht sich ein paar Gurkenscheiben ins Gesicht. Es dauert nicht lange, bis auch Gabi kommt, die Biggi gleich entdeckt und sie fragt: „Biggi, was ist denn mit dir los?“ Biggi nimmt sich zwei Gurkenscheiben, die ihre Augen bedeckt haben ab und meint dann mit einer etwas zitternden Stimme zu Gabi: „Was würdest du tun, wenn du deinen Kerl mit 'ner anderen Frau im Bett erwischen würdest?“ „Oh nein!“ meint Gabi nur und nimmt Biggis Hand. Sie weiß nicht, was sie sagen soll. „Männer!“ meint Biggi nur und schüttelt den Kopf traurig. Peter läuft gerade halbnackt an ihnen vorbei und wirft Biggi nur einen skeptischen Blick zu. Er will gerade in die Basis, da ertönt der Alarm und Ralf stößt ihm die Tür fast ins Gesicht. „Oh, ‘tschuldigung, ist heute Duschtag?“ lacht Ralf und rennt zum Heli. Biggi lässt den Heli schnell starten und spricht über das Funkgerät mit der Zentrale. Nach zwei Minuten kommen sie an der Fabrikhalle, in der Lasse gestürzt war. Stefan und Bernhard haben den Notdienst verständigt. Ralf ist als erster bei ihnen und fragt, was passiert ist. Die Tür klemmt, sie lässt sich absolut nicht öffnen. Da entdeckt er auch die Revolver, die Stefan noch immer stolz in seinen Händen hält. „Woher habt ihr die?“ fragt Ralf ärgerlich. „Die gehört meinem Vater,“ stottert Stefan. Ralf reißt sie ihm aus der Hand und steckt sie in seinen Overall. „Das klären wir später!“ zischt er. Inzwischen ist auch Gabi da und versucht durch ein kleines Fenster zu checken, ob Lasse schwer verletzt ist. „Mist, eine Bewegung und der kleine atmet das Gas ein!“ murmelt Gabi. „Schnell Ralf, wir müssen von oben rein, da gibt es ein Dachfenster!“ sagt sie und rennt zum Heli. Als Biggi über dem Fensterkreuz ist sichert sich Gabi an der Seilwinde. „Gabi, das ist mein Job!“ sagt Ralf ernst. „Er hat bestimmt Wirbelsäulenverletzungen,“ meint Gabi nur und öffnete die Tür. „Damit komm ich klar,“ versucht Ralf Gabi davon abzubringen. „Ralf, ich diskutier das aber nicht!“ sagt Gabi etwas genervt und Ralf weiß, dass er sowieso keine Chance hat. Sie schauen sich einen kurzen Moment tief in die Augen, was mehr als tausend Worte für sie bedeutet und dann lässt Ralf Gabi so vorsichtig wie möglich hinunter. Sie durchtritt das Dachfenster. „Vier, drei, zwei, eins – STOP!“ spricht sie ruhig ins Mikro. Als sie bei Lasse ist, öffnet der seine Augen. „Alles ok?“ fragt Gabi ihn. „Mein Rücken!“ stöhnt Lasse nur. Gabi will, dass der Junge gegen ihre Faust drückt, um abzuchecken, ob die Wirbelsäule ok ist. „Na super!“ lobt sie Lasse, als es klappt. „Die Wunde an deiner Stirn ist nur eine Platzwunde, die wird im Heli verarztet!“ sagt Gabi und lächelte Lasse an. Dann wendet sie sich zum Funkgerät und sagt: „Ralf, wir kommen nicht zu zweit durchs Fenster, zuerst kommt der Junge, ok?!“ „Verstanden“ „Hier unten sieht es aber nicht so gemütlich aus, also lasst mich nicht zulange hier unten!“ meint Gabi, bevor sie dann Lasse an der Seilwinde befestigt. „Ist wie Achterbahn fahren, du schaffst das schon!“ ruft sie ihm hinterher. Lasse ist noch nicht durch das Fenster, als es plötzlich eine Explosion gibt. „Neiiiiiiin!“ schreit Ralf. „Runter, runter, Biggi, runter!“ „Raaaalf, HILFE!“ Biggi fliegt so schnell es nur geht auf den Platz vor der Fabrik, auf dem sich Gabi schon auf dem Boden wälzt um die Flammen zu löschen. Ralf springt schon aus dem Heli, bevor der auf dem Boden ist und wirft eine Decke über Gabi, um die Flammen zu löschen. Gabi stöhnt vor Schmerzen auf. Ralf versucht sie zu beruhigen. „Ralf, ich kann nichts hören... Meine Trommelfelle... Bei der Explosion... Ich hab warmes Gas eingeatmet...“ keucht Gabi mit einer rauen, leisen Stimme. „Alles wird gut!“ meint Ralf, aber er klingt nicht besonders überzeugend. „Ist es sehr schlimm?“ fragt Gabi. Biggi streicht ihr durch die Haare, um sie zu beruhigen. „Schnell, Biggi, ich muss ihr Oxtilosan geben...“ Biggi rennt zum Heli um die Medikamente zu holen. „Sie braucht Flüssigkeit, sonst stirbt sie,“ fügt Ralf hektisch hinzu. Biggi bringt Ralf alles was er braucht. „Biggi...“ Gabis Gesicht hat keinerlei Ausdruck in sich. „Das wird schon wieder, Gabi, wir bekommen das hin!“ meint Biggi und strich ihr über die Haare. „Nicht war Ralf...wir...wir kriegen das doch wieder hin...oder?!“ stammelt sie. „Ich weiß es nicht,“ schreit Ralf verzweifelt. Er war mit dieser Situation vollkommen überfordert. „Ralf, du musst mir jetzt einen Zugang legen,“ sagt Gabi leise. „Natürlich, du kriegst alles was du willst, Gabi!“ Ralf schneidet vorsichtig den Ärmel von Gabis Overall auf um ihr den Zugang zu legen. „Pures Fleisch, keine Vene!“ schreit Ralf. Er ist mit seinen Nerven völlig am Ende. Er wendet sich zu Gabi: „Gabi, ich finde keine Vene, da ist alles verbrannt, was soll ich tun?“ „Dann musst du mir einen zentralen Zugang legen – direkt ins Herz!“ hustet Gabi. „Ok, ok, sag mir was ich tun soll, ich schaff das!“ Ralf ist wie von Sinnen. Gabi erklärt ihm alles so genau wie möglich. Ralf zögert. „Na los, mach schon, ich spüre nichts!“ weist ihn Gabi an, da sticht Ralf vorsichtig zu. Nachdem Ralf es geschafft hat, den zentralen Zugang ins Herz zu legen, stammelt Gabi: „Danke!“ und sieht Ralf tief in die Augen, doch das ist zu viel für ihn. Mit Hilfe eines Polizisten, bringen sie Gabi in den Heli. Biggi fliegt so schnell, wie sie es selten tut. Auch die A- Crew, die schon auf der Basis war, hat von dem Unglück über Funk mitbekommen und stürzt aus der Basis. Michael schreit zu Max: „Also ich finde es sollte wirklich jemand da bleiben...“ „Wenn ich jetzt nicht mit darf, dann kündige ich – und zwar fristlos!“ Das hat gesessen! „Na gut, dann mach alles dicht und komm.“ Während sie zu viert in einem Höllentempo fahren funkt Michael den Heli an. Ralf heult und versucht halbwegs die Fassung zu behalten. Am Krankenhaus werden sie sofort von einem Ärzteteam empfangen. Mit einem Aufzug fahren Ralf und Biggi zusammen mit den Ärzten und Gabi in Richtung Intensivstation. Ralf ist verzweifelt. „Eigentlich hätte ich zuerst gehen müssen...“ sagt er leise. Da verliert Biggi die Nerven. „Na und? Dann würdest du jetzt hier liegen, wär dir das lieber?“ Ralf senkt den Kopf. Dann schieben die Ärzte Gabis Trage aus dem Aufzug. „Tut mir leid“ meint Biggi nur und fällt Ralf dann in die Arme. Eine Krankenschwester bringt sie zur Intensivstation. Gabi wird noch versorgt. Biggi setzt sich auf den Boden, Ralf hockt zusammengekauert auf einer Bank. Da kommen auch Thomas, Peter, Michael und Max angerannt. Michael schaut zu Biggi: „Schlimm?“ Biggi hat nun Tränen in den Augen. Sie nickt: „Sehr!“ Thomas legt seinen Arm um Ralf, der noch immer ganz klein auf der Bank sitzt. Da kommt ein Arzt. Alle stürzen auf ihn zu. Langsam beginnt er zu sprechen: „Dr. Kollmann wird noch untersucht. Herr Doktor Lüdwitz, wenn sie mir bitte folgen würden...“ Michael geht zusammen mit dem Arzt in ein Zimmer, in dem die Röntgenbilder hängen. Michael sieht sich die ganzen Ergebnisse der Untersuchungen ganz genau an. „60% der Haut sind verbrannt?“ fragt er skeptisch. „Exakt, bis auf den Kopf und dem Gesicht ist alles verbrannt. Aber der Kreislauf ist stabil. Sie scheint ein sehr starkes Herz zu haben!“ „...Ja...das hat sie...sie hat ein sehr starkes Herz!“ Michael ist in Gedanken versunken. „Die Lunge wird noch untersucht,“ meint der Arzt schließlich und wendet sich nochmal den Röntgenbilder zu. Als Michael wieder zu den anderen geht, sitzen sie noch genau so da, wie vor einer halben Stunde. „Ich hab’s gewusst,“ murmelt Max traurig vor sich hin, „irgendwann würde einem von euch was passieren...jetzt habt ihr den Dreck!“ Es vergehen Stunden. Mittlerweile ist es später Nachmittag, als der Arzt kommt. Frau Doktor Kollmann ist wieder bei Bewusstsein – und will sie alle sehen!“ Alle laufen dem Arzt hinterher. Als sie das Intensivzimmer betreten ergibt sich für sie ein Bild des Schrecken. Inmitten von etlichen Geräten und unzähligen Schläuchen liegt Gabi, bleich und mit leeren Augen. Biggi nimmt ihr vorsichtig die Maske ab. „Schön, dass ihr alle da seid, ich hab das Ergebnis der Untersuchung eben gesehen.“ keucht Gabi und ihre Stimme ist noch rauer als zuvor. „Streng dich nicht an, Gabi!“ meint Michael lieb. „Ich hab aber keine Zeit,“ hustet Gabi „Meine Lunge ist verätzt, bald kann ich nicht mehr sprechen“ „Sag doch sowas nicht!“ stammelt Ralf verzweifelt. „Ralf, in spätestens 48 Stunden werde ich ersticken!“ Gabi sagt das so einfach, doch für alle anderen ist das ein Schock. „Ja und was ist denn mit einer Spenderlunge?“ fragt Peter vorsichtig. Keiner sagt etwas. Da meint Gabi zu Michael: „Michael, ich will mit dir alleine reden!“ Nur ungern verlassen die anderen das Zimmer, doch Gabi zu Liebe tun sie es. Michael wendet sich zu den Röntgenbilder. Er kann und will Gabi nicht anschauen, zu sehr schmerzt es in seinem Herzen. „Michael, schau mich an,“ flüstert Gabi, Michael rührt sich nicht. „Würdest du bei Eurotrantsplant anrufen und sagen ‚Ich hab hier eine Frau, die zu 60% verbrannt ist und brauche eine Spenderlunge!‘, wenn es nicht ich wäre? Hör doch auf! Irgendwann ist das Glas leer, lasst mich gehen!“ Michael sagt nichts, denn Gabi hatte Recht... Währenddessen spricht der Arzt mit den anderen im Flur. Es geht um die Spenderlunge, doch der Arzt macht ihnen kaum Hoffnungen, eine geeignete Lunge in einer so kurzen Zeit zu finden. Als die anderen schließlich wieder das Zimmer betreten, meint Gabi „Ihr seht ja alle wie Gespenster aus!“ für einen ganz kleinen Moment war ein Lächeln auf ihren Lippen zu lesen, doch dann musste sie wieder husten. In der Zwischenzeit hat Michael noch einmal mit dem Arzt geredet. Nun kommt auch er wieder zurück. Er geht an einen der Monitore und druckt einige der Werte aus. Gabi schaut ihn fragend an. „Du hast Wasser in der Lunge!“ meint Michael nur und senkt dann den Kopf. Mit den Ergebnissen geht er dann wieder zu dem Arzt. „Frau Kollmann möchte keine Transplantation,“ sagt er und legt auch dem Arzt den Zettel mit den Werten hin. „Herr Doktor, ich müsste da mal an Ihren Medikamentenschrank, könnten sie mir ihren Schlüssel geben?“ Der Arzt schaut auf. „Doktor Kollmanns Idee?“ Michael nickt. Der Arzt tut etwas verwirrt: „Leider habe ich den Schlüssel verlegt... Ich muss einen Kaffee trinken, dann finde ich ihn meistens von selber wieder... Meistens liegt er dann auf dem Schreibtisch... Ich bin in 15 Minuten zurück!“ meint der Arzt. Michael weiß, wie es der Arzt gemeint hat. „Danke!“ Er geht in sein Büro und holt da den Schlüssel, der tatsächlich auf dem Schreibtisch liegt. Er tut die Medikamente, die Gabi erlösen sollen in eine große Spritze. Damit geht er dann zurück zu Gabi und den anderen. Ohne etwas zu sagen legt er die Spritze in ein Gerät. „Was ist das?“ fragt Ralf, der die ganze Zeit bei Gabi saß, wütend. „Sag’s ihm!“ keucht Gabi. „Ralf, Gabi wird sterben und zwar äußerst qualvoll, willst du das?“ Da rastet Ralf aus. „Das kannst du nicht machen!“ er springt auf. Auch Peter schreit: „Das darfst du nicht!“ „Du tickst ja nicht mehr richtig!“ ruft Thomas, zeigt ihm den Vogel und verlässt zusammen mit Peter den Raum. Ralf weiß nicht, ob er nun auch einfach gehen soll, denn er weiß, dass Gabi ihn jetzt braucht – mehr als je zuvor. Da flüstert Gabi „Bleib da!“ Sie schaut ihn flehend an – er bleibt. Dann wendet sie sich zu Biggi: „Hol sie bitte zurück!“ Biggi geht hinaus. „Wir tun alles für dich!“ sagt Michael. „Bleibt einfach nur bei mir!“ stammelt Gabi. Zur gleichen Zeit redet Biggi im Flur auf Thomas und Peter ein, sie sollen wieder zurück kommen. „Ich kann das nicht!“ stottert Peter. „Ohne mich!“ ruft Thomas. Biggi sieht beide mit einem tiefen, bittenden Blick an: „Sie braucht euch jetzt, BITTE!“ Schließlich lassen sich die zwei doch überreden und gehen mit Biggi zurück zu Gabi. Gabi ist froh sie zu sehen. „Ich will sterben, bitte lasst mich gehen und bleibt einfach nur da!“ sagt sie mit fester Stimme. Nach einem Augenblick fügt sie hinzu: „Ihr seht ja schrecklich aus! Nehmt die Masken ab, ich will eure Gesichter sehen!“ Alle ziehen sofort die Masken herunter. Ralf laufen Tränen über die Wangen. Doch bevor Gabi sterben darf, muss sie auf ein Band sprechen, dass sie auch wirklich sterben will. Biggi holt das Tonband und hält es zu Gabi: „Ich erkläre, dass ich mit vollem Bewusstesein, bei klarem Verstand diese Entscheidung getroffen habe!“ Nun lächelt Gabi sogar. Ralf kann es immer noch nicht fassen... Sie wollten doch mal heiraten. Er liebt sie so sehr... Warum ausgerechnet Gabi? Mit der Hand deutet Gabi Ralf an, dass er sich zu ihr beugen soll. Sie flüstert ihm etwas ins Ohr, danach küssen sie sich ganz vorsichtig. Dann drückt Gabi auf den Knopf, der die Spritze, ihrer Erlösung aktiviert. Langsam wird die Flüssigkeit in der Spritze weniger. „Vergesst mich nicht ganz!“ flüstert Gabi. Ralf heulte noch immer und sogar Max muss sich ein paar Tränen unterdrücken. Dann schließt Gabi die Augen, die Geräte beginnen zu piepsen – Herzstillstand. Langsam verlassen alle den Raum. Keiner traut sich etwas zu sagen, als sie durch den Flur laufen, allen stehen Tränen in den Augen. Ralf läuft hinterher. Als sie an einen Waschraum vorbei kommen, geht er hinein. Da fällt ihm die Revolver ein, die er noch immer in seinem Overall hat. Vorsichtig nimmt er sie heraus und öffnet die Trommel um zu sehen, ob sie geladen ist – sie ist! Er legt sie auf die Ablage eines Waschbeckens. Er schaut in den Spiegel. Dann lässt er eiskaltes Wasser über sein Gesicht laufen. Langsam greift er zur Waffe, als er bemerkt, dass Biggi in der Tür steht. Er legt die Waffe wieder zurück und fällt Biggi weinend in die Arme...

3 Tage später auf der Basis: Es herrscht immer noch Trauerstimmung, denn so ganz kann es noch keiner glauben, dass Gabi nun nicht mehr da ist. Peter, Thomas und Michael haben Schicht und das obwohl ja heute Gabi beerdigt werden soll, denn durch den ganzen Stress der letzten Tage hatte Michael vergessen, Vertretungen anzufordern. Während Thomas und Peter schweigend auf dem Podest für den Heli sitzen läuft Michael nachdenklich auf und ab. Draußen regnet es. Schließlich setzt Michael sich zu ihnen. Er sucht nach etwas zu lesen, doch in allen Zeitungen stößt er früher oder später auf die selbe Schlagzeile: Notärztin bei Einsatz ums Leben gekommen...
Irgendwann verzieht sich Michael in sein Büro und Thomas setzt sich in den Aufenthaltsraum. Er will einfach nur alleine sein. Traurig denkt er an Gabi. Er denkt darüber nach, dass das alles nicht hätte passieren müssen, doch er weiß auch, dass es nun mal geschehen ist und das daran keiner etwas ändern könnte. Leise betritt Max den Aufenthaltsraum. Er ist schon zur Beerdigung umgezogen. Dafür hatte er extra seinen alten Hochzeitsanzug, den er so hasst, herausgesucht. Thomas sieht zu ihm auf, da fragt Max vorsichtig: „Fliegt Biggi heute?“ Für die Beerdigung hatten sie sich etwas wunderschönes ausgedacht. Thomas nickt und betrachtet Max‘ Anzug etwas überrascht. Traurig sagt Max: „Ja ich geh doch nicht im Blaumann zur Beerdigung...“ Er dreht sich wieder um und geht.
Peter geht schließlich auch zu Michael ins Büro. Er muss jetzt mit jemandem reden. Michael telefoniert gerade: „Dr. Karin Thaler...mit TH“ er notiert sich etwas „Was? Morgen schon? Ok, vielen Dank!“ Er legt den Hörer gestresst wieder auf. „Gabi ist noch nicht einmal unter der Erde und schon schicken sie Ersatz...“ „Die hätten aber ruhig noch etwas warten können,“ sagt Peter traurig. Dann wendet sich Michael dem ganzen Papierkram , der auf seinem Schreibtisch liegt, zu. Peter bleibt noch etwas bei ihm, um nicht allein zu sein.
Biggi hat immer noch Stress mit Axel. Er will sie einfach nicht in Ruhe lassen und lauert ihr ständig auf. Auch heute. „Verdammt, lass mich in Ruhe, ich will dich nie wieder sehen.“ schreit Biggi ihn an. Dann braust sie mit ihrem Motorrad zur Basis. Traurig und völlig durcheinander setzt sie sich an den Bach, der an der Basis vorbei fließt. Sie packt ihre Zigarettenpackung aus, nimmt sich eine Kippe heraus und zündet sie mit zitternder Hand an. Thomas hat sie entdeckt und setzt sich neben Biggi. „Du rauchst?“ „Seit heute,“ sagt Biggi und ihr laufen wieder Tränen über die Wange. „Krieg ich auch eine?“ bittet Thomas sie. Biggi reicht ihm auch eine Zigarette. „Du rauchst?“ „Seit heute“ sagt Thomas. „Ich kann’s noch gar nicht glauben,“ „Das kann keiner!“ Biggi muss sich noch immer die Tränen unterdrücken. „Noch vor ein paar Tagen...“ „Ich weiß...wir riskieren Tag für Tag unser Leben für andere und tun so, als ob es uns nichts anginge...“ Beide schauen sich einen Moment lang an und fallen sich schließlich weinend in die Arme.
Michael schaut schweigend aus dem Fenster. „Hast du eigentlich mal was von Ralf gehört?“ fragt Peter um das unerträgliche Schweigen zu brechen. Michael schüttelt den Kopf. „Ist alles ok?“ fragt Peter, als Michael den Stift auf den Schreibtisch knallt. „Schilderung des Unfallhergangs, verabreichte Medikamente... Ich kann das nicht!“ „Ist ja auch ein bisschen viel verlangt,“ meint Peter. „Ich bin vielleicht ein guter Arzt, aber kein Bürohengst!“ motzt Michael und legt den Zettel zurück. „Das ist deinen Patienten wohl lieber als umgekehrt!“ sagt Peter, um Michael etwas aufzuheitern. „Ich geh mich jetzt umziehen und schau dann mal bei Ralf vorbei,“ sagt Peter und fügt hinzu: „Ich kenne mich zwar nicht so mit dem Bürokram aus, aber wenn du Hilfe brauchst...“ „Danke!“ Nach einem Blick auf die Uhr steht auch Michael auf um sich umzuziehen.
Ralf ist nur noch ein Häufchen Elend. Traurig sitzt er in seiner Wohnung und versucht seinen Schmerz wegzutrinken. Nicht einmal Gonzo schafft es, Ralf aufzumuntern. Es klingelt. Es dauert eine Weile, bis Ralf aufgestanden ist und an der Tür ist. Es ist Peter. Peter sieht seinem besten Freund sofort an, wie schlecht es ihm geht und auch, dass er getrunken hat. „Na klasse!“ murmelt er. „Nichts ist klasse“ schluchzt Ralf und torkelt dann zurück in seine Wohnung, Peter hinterher. „Ok, alles ist gut, wir schaffen das schon!“ sagt Peter stützt Ralf. Dann setzt er ihn auf einen Stuhl. Gekonnt mixt Peter einen Cocktail, der Ralf wieder nüchtern machen soll. „Schmeckt grauenhaft, aber es wirkt!“ versucht Peter Ralf seine Mixtur schmackhaft zu machen. Ralf schaut es nur angewidert an. „Na los, schluck es runter. Stell dir einfach vor, es wär Orangensaft!“ Ralf nimmt einen Schluck davon, würgt ihn hinunter, springt auf und rennt in Richtung Klo. „In zwei Minuten bist du wieder nüchtern!“ schreit ihm Peter hinterher. Nachdem Ralf wirklich wieder halbwegs nüchtern ist hilft Peter ihm beim Anziehen. Ralf steht noch vollkommen neben sich. Als Ralf fertig ist klingelt Peters Handy. Während er noch Ralfs Schuhbänder schnürt telefoniert er mit Thomas: „Ja hallo? Ja, wir sind fast fertig...ja...ich weiß nicht, ob er einen Overall da hat.“ Er fragt Ralf: „Hast du einen Overall da?“ „Ja, in der Wäsche!“ Dann spricht er wieder ins Telefon: „Ja, hat er, aber ich, ich muss ja auch noch...ja, alles wunderbar, ja, ich liebe spontane Ideen!“ gestresst legt Peter wieder auf. Thomas und Michael fanden es unpassend, im schwarzen Anzug zur Beerdigung zu gehen und wollten nun, dass alle im Overall kommen sollen.
Auf dem Friedhof: Herr Ebelsieder hatte durch die Presse natürlich auch von Gabis Unfall mitbekommen und kommt gerade auf den Friedhof. Er ist schon etwas spät dran, da stolpert ihm die hochschwangere Lisbeth über den Weg. Sie war gerade am Grab ihrer Mutter. Als sie Herr Ebelsieder erblickt seufzt sie: „Mein Baby hätte sich bestimmt eine Oma gewünscht!“ „Ist alles ok bei ihnen?“ fragt Herr Ebelsieder beunruhigt. Die Frau nickt. „Na dann, viel Glück!“ Als Herr Ebelsieder bei der Trauergemeinde ankommt, hat der Trauerzug gerade begonnen. Peter und Ralf sind noch nicht da, auch Biggi und Max fehlen. Der Pfarrer beginnt mit seiner Predigt: „...Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück, der Herr aber wird dich auferwecken...“ Nun kommt Michael mit seiner Rede. Er faltet den Zettel auseinander und beginnt: „Liebe Gabriele...“ Da kommen Peter und Ralf angelaufen. Als Michael sie sieht, verknüllt er den Zettel und beginnt von neuem. „...du warst so ein guter Mensch, mit so viel Humor und Wärme und Liebe zum Menschen... Wir werden dich nie vergessen!“ Alle haben Tränen in den Augen. Plötzlich hört man aus der Ferne eine BK117. Das ist Biggi. Über dem Grab hält Biggi den Heli ruhig und Max schüttet körbeweise weiße Rosen in Gabis Grab. Biggi kann nun ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und auch Max weint hemmungslos. Dann legt jeder eine Rose ins Grab. Ralf bleibt stehen und flüstert ein leises „Ich liebe dich!“, dann schiebt Peter ihn vorsichtig weg. Nach und nach gehen alle, bis auf die Medicopter-Crew. Sie bleiben noch etwas stehen. Langsam gehen sie schließlich davon. Herr Ebelsieder verabschiedet sich schließlich von Michael und Thomas. Dann geht er zu Ralf und sagt: „Ralf, es tut mir leid...sehr leid!“ Er wendet sich zu den anderen: „Kümmert euch um ihn. Auf Wiedersehen!“ „Lassen sie sich mal wieder blicken!“ sagt Thomas noch. „Zu Peter sagt er: „wir sehen uns am Stützpunkt!“ „Ich muss nur noch schnell tanken!“ antwortet  Peter ihm. Thomas sagt zu Michael: „Gute Rede!“
Zur gleichen Zeit ist Lisbeth in ihrem Auto unterwegs, als plötzlich ihre Wehen einsetzen. Sie kann sich vor Schmerzen nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren und rast auf ein geparktes Auto zu. Nur ein paar Autos weiter hinten sitzen Michael und Thomas. „Was ist denn da los?“ fragt Thomas genervt. „Na da ist was passiert!“ meint Michael und steigt aus. „Machen sie Platz, ich bin Arzt,“ schreit Michael. Dann geht er zu der Schwangeren. „Alles ok?“ „Ich glaub mein Baby kommt!“ keucht sie. Dann wendet er sich zu Thomas: „Thomas, bring mir einen Verbandskasten!“. Michael hat die Frau schon aus dem Wagen gebracht und legt sie auf Decken, die Thomas aufgetrieben hat. „Ich bin Michael Lüdwitz und wie heißen sie?“ „Lisbeth. Lisbeth Schneider!“ antwortet sie. „Kommt mein Baby? Hat es sich noch gedreht? Gott sei Dank!“ Inzwischen war Thomas zu Michael gekommen. „Thomas, es ist eine Steißlage, das sind Indikatoren für einen Kaiserschnitt, da geht es um Minuten!“ meint Michael leise. „Biggi müsste noch in der Luft sein!“ meinte Thomas und ruft sofort bei der Rettungsleitstelle an. Er hatte Recht, Biggi fliegt noch traurig durch die Lüfte. Da meldet sich der Lautsprecher. „Medicopter117, bitte kommen!“ „Medicopter hört!“ „Eine Hochschwangere ist auf dem Marktplatz verunglückt, Dr. Lüdwitz ist vor Ort, der Platz wird für sie geräumt!“ „Medicopter117 verstanden, wir übernehmen, over and out!“ „Max, hast gehört, ich muss dich leider absetzen“ sagt Biggi zu Max und fliegt in Richtung Stützpunkt um ihn dort abzusetzen. Biggi hat noch immer feuchte Augen, doch sie fliegt so schnell es geht zum Marktplatz. Michael spricht mit der Frau: „Das Baby hat sich nicht gedreht, sie müssen die Wehen verarmten und nicht dürfen auf keinen Fall pressen!“ Thomas weist die Leute an, die Autos wegzubringen. Dann landet Biggi. Thomas rennt gleich zum Heli um die Trage zu holen. „Nanu, den Job gewechselt?“ fragt Biggi grinsend. „Los, fass mit an, da hat es jemand ziemlich eilig!“ meint Thomas nur. Dann bringen sie die Frau in den Heli. Auf dem EKG sieht Michael die Herztöne und ist mehr als unzufrieden. „Wir müssen einen Kaiserschnitt machen!“ meint er, „ich gebe ihnen jetzt erstmal eine Narkose, dann hole ich das Baby!“ „Nein, bitte nicht, ich will wach sein!“ fleht die Mutter. „Ok, dann bekommen sie eine lokale Betäubung, Thomas, gib mir mal die Spritze!“ Thomas fragt: „Welche Spritze?“ „Das da,“ meint Michael und deutet auf eine Spritze in der Tasche. „Ok!“ Dann wendet sich Michael zu der Frau: „Also das kann jetzt etwas weh tun,“ Als er die Spritze ansetzt, schreit Lisbeth auf. Keine Minute später hört man Babyschreie. „Sie haben ein Mädchen!“ sagt Michael glücklich. „Ein Mädchen!“ freut sich die Frau. „Ein Mädchen!“ seufzt Biggi und lächelt. „Wie soll sie denn heißen?“ fragt Michael Lisbeth. Sie bittet Michael, ihr einen Namen zu geben. Dann landet Biggi an der Klinik. Schnell fliegen sie zurück zur Basis, wo Ralf, Peter und Max schon auf sie warten. Keiner sagt etwas. Irgendwann bricht Thomas das Schweigen. „Welchen Namen hast du dem Mädchen eigentlich gegeben?“ Michael wirft einen kurzen Blick zu Ralf und sagt dann leise: „Gabriele!“ 

 



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